Ein Dank geht erst mal an Lars Carlberg, der uns diese Probe freundlicherweise aus seinem Privatkeller gestiftet hat – viele der Weine sind ja kaum noch zu bekommen und teilweise exorbitant teuer geworden. So profitieren wir davon, daß die Rhone, neben der Mosel, seine zweite Leidenschaft ist und er diese Weine nicht verfrüht und, noch schlimmer, ohne uns getrunken hat.
In Vorfreude auf einen sehr guten Jahrgang, eher klassische Ausbaustile (mit wenig bis keinem neuen Holz) und ausreichend Käse und Wildschwein haben wir uns im Batterieberg zusammengefunden.
Zu den Weinen. Zum Warmlaufen.
1995er Hermitage blanc, Chave
Rhone-Weiß gehört wirklich nicht zu meinen großen Leidenschaften, aber hier muss ich wirklich zugestehen, dieser Wein ist enorm komplex und mineralisch, am Anfang schon recht nussig, etwas Akazienhonig, schöne Würze, gewinnt immer mehr an Tiefe und Ausdruck. Besonders nach der Rotweinprobe mit 3h Luft zeigt dieser Wein, daß er zur ersten Liga gehört.
Die Roten
1995er Cornas, Auguste Clape
leider Kork, ich habe eine recht aktuelle, gute Beschreibung im Netz gefunden, so daß der Wein doch noch zu Ehren kommt:
Chris Kissack via www.thewinedoctor.com:
„In view of these thoughts and comments I thought I should take a look at this wine, the 1995 Cornas from Auguste Clape. Contrary to Robinson’s opinion, Rhone guru John Livingstone-Learmonth seems to rate the estate very highly, and finds this wine to have particular appeal, citing a ‚drink by‘ date of 2020-2025, so this is a very early look at this wine. It has a fine dark colour, a vibrant yet deep red core, fading a little at the edges, but not showing a hint of bricky age, merely a softening of its original dark hue. The nose is a little reticent, but carries a lot of reserved fruit, with a very stony and mineral character, plus a little ash, plum skin and cherry skin too. It is loaded with character but not in a plump, flattering or fleshy manner, it has more of a savage, brooding style. A lovely weight on entry, very firm and well knit together, with firm tannins at the finish coated in more ash. A sinewy texture, hard-nosed but not mean or wiry. In fact it remains rather austere in a way. A good length too, with a little cigar here. This is full of promise. With a little more time it opens out and broadens through the midpalate, and softens by just the faintest touch to coat the palate, but it never really relaxes in the mouth. This is a wine of gravitas which needs another five years, if not another ten. I am very glad this is my first bottle, and not my last. 18.5+/20(28/1/08) …“
Als Korkersatz ein Pirat (sowohl Jahrgang, als auch Herkunft).
1996er Faugères „Jadis“, Leon Barral
Kraftvoll, mit gut integriertem Holz und schöner Sruktur wäre dieser Wein ein Star vieler Proben – gäbe es nicht die Konkurenz. Im Vergleich zu den besten Herkünften der Rhone ohne Chance, bleibt etwas einfach, ohne die mehrdimensionale Tiefe eines Spitzenweines.
Zurück zur Rhone
1995er Chateauneuf-du-Pape, Chateau Rayas
Sehr klassische Art, Amarenakirschen, große Tiefe und Struktur, dabei trotzdem fein und ausgewogen, den mächtigen Körper gut tragend, für mich einer der grossen Vier der Probe.
1995er Hermitage, Chave
Große Feinheit und Eleganz, gleichzeitig geschliffen und wild, feinste Tanninstruktur der Runde, rotes Fleisch, toll, großer Wein!
1995er Trévallon, Provence
Differenzierte Frucht, Feinheit, Festigkeit, fehlt etwas die edle Art, Cabernet kommt etwas kratzig, reicht nicht an die Feinheit der Top-Bordeaux und an die Tiefe der besten Rhone dieser Runde.
1995er Chateauneuf-du-Pape, Chateau de Beaucastel
Feine Säure, recht differenziert, gute Balance, aber es fehlt ein wenig an Tiefe und Ausdruck, nur gute Mittelklasse.
1995er Chateauneuf-du-Pape, Le Vieux Donjon
Marzipan, rund und Tief, recht Komplett wirkend, die Hitzigkeit macht ihn etwas zu derb, guter Essensbegleiter.
1995er Chateauneuf-du-Pape „Réserve des Célestins“, Henri Bonneau
Tolle Struktur und Dichte, für die Wucht noch recht elegant, sehr jung, vielschichtig und lang, sehr guter Wein.
1995er Chateauneuf-du-Pape „Cuvée Laurence“, Domaine de Pegau
Streichholz, Fleisch, für Pegau recht elegante Frucht, trotzdem noch der Rest Wildheit die wir uns von diesem Weingut wünschen (wir warten aufs Wildschwein), sehr gut!
1998er(!) Chateauneuf-du-Pape „La Crau“, Vieux Télégraphe
Tiefer Kaffe, Süße, wirkt etwas moderner / fruchtbetonter als die 1995er, sehr guter , vielschichtiger Wein aus toller Lage, wird etwas durch die Hitzigkeit eingebremst, sehr jung.
… endlich Schwein und Käse, mit gereiften Moselweine wieder wach trinken, in die Tiefen der Weinbaupolitik eintauchen, die Argumente gewinnen an Tiefe, Schärfe, fast schwebend, 3 Uhr …
Danke Lars!