Bericht unter marcodatini.posterous.com von Peter Jakob.
Ein Traditionsweingut, das langsam nur noch ein Schatten seiner selbst wurde, hat neue Besitzer und einen neuen Verantwortlichen. Das Weingut Immich-Batterieberg aus Enkirch an der Mosel steht seit 2009 unter der Leitung von Gernot Kollmann, der u.a. bereits für die Bischöflichen Weingüter Trier arbeitete und Roman Niewodniczanski beim Wiederaufbau des Weinguts Van Volxem unterstützte. Das Weingut, im 19. Jahrhundert von Carl August Immich gegründet, erhielt seinen Beinamen „Batterieberg“, da Immich mit Sprengladungen einen Weinberg mit bester Ausrichtung bezüglich Hangneigung und Sonnenausrichtung schuf.
Es wurden damals nur Rieslingreben angepflanzt, die noch immer in Einzelpfahlerziehung kultiviert werden. Die Rebstöcke sind heute durchschnittlich 60 Jahre alt und in weiten Teilen noch wurzelecht. Beim Ausbau nutzt Gernot Kollmann keine Reinzuchthefen, sondern setzt auf Spontanvergärung.
2009 ist der erste Jahrgang unter der Leitung von Gernot Kollmann. Bisher wurde der 2009er Kabinett gefüllt und es bot sich heute die Möglichkeit, diesen Wein zu verkosten. Zunächst muss man, bevor man sich mit dem Wein an sich näher auseinandersetzt, das Etikett würdigen. Die Einbindung des klassischen Etiketts in einen modernen Rahmen überzeugt und ist eine angenehme Abwechslung im deutschen Etikettenalltag. Ein schöner und gelungener Mittelweg aus Tradition und Moderne.
Zum Wein:
Im Glas präsentiert sich der 2009er Riesling Kabinett Immich-Batterieberg irgendwo zwischen Zitronen- und blassem Goldgelb. In der Nase eine komplexe, ausgeprägte Vielschichtigkeit, schon hier merkt man die Spontanvergärung. Kein Aroma ist vordergründig ausgebaut. Es findet sich weißer Weinbergspfirsich, Limetten- und süße Grapefruitaromen, nasser Stein und pflanzliche Noten, die an frische Gräser erinnern.
Der Riesling Kabinett hat einen vollen Körper und eine frische und hohe Säure, die aber sehr harmonisch eingebunden ist. Sie wirkt besonders dadurch sehr animierend, dass der Wein während der Gärung steckenblieb und mit um die 11 Vol% Alkohol restsüß ist. Diese Restsüße wird sowohl von der Säure als auch von seiner Aromatik fast verschleiert. Zitrus- und Steinobstnoten sind die primären Fruchtaromen. Außerdem findet sich in dem Wein eine ausgeprägte Mineralik und ein leichter Bitterton, der aber nicht unangenehm ist. Dies sorgt für ein bereits jetzt schon sehr harmonisches Geschmacksbild. Doch braucht dieser Wein natürlich noch etwas Zeit, um sich komplett auszubalancieren.
Für einen Kabinett Riesling beeindruckt auch die Fülle des Körpers. Auf jeden Fall ein Wein und ein Weingut die Beachtung verdienen. Die weiteren Rieslinge von Immich-Batterieberg werde ich mit Spannung erwarten – da kann sich eine überraschung an der Mosel anbahnen.